Anfängergeist - Achtsamkeit im Geist eines Anfängers
Im Anfängergeist liegen unendlich viele Möglichkeiten, im Geist eines Experten nur wenige. Shunryu Suzuki (japanischer Zen-Meister)
Gewöhnlich nehmen wir die Welt aber nicht aus der unbegrenzten Sicht eines Anfängers, sondern aus dem eingeengten Blickwinkel des Experten wahr. Ausgehend vom Wissen, das wir im Laufe unseres Lebens angesammelt haben und den Konzepten, die wir aus unseren bisherigen Erfahrungen abgeleitet haben, glauben wir oft genauestens darüber Bescheid zu wissen, wie die Welt beschaffen ist, wie das Leben funktioniert und was uns als Nächstes erwartet. Wir entwickeln uns zu einer Art „Spezialisten“ in unserem eigenen Leben und tendieren dazu, alles, das uns begegnet, durch den Filter unserer vergangenen Erfahrungen zu betrachten und jeder Empfindung, jeder Wahrnehung, jedem Ereignis, jedem Menschen unsere vorgefasste Meinung aufzudrücken. Indem wir davon ausgehen, dass wir bereits wissen, was ist und unsere Sicht der Dinge für die Wirklichkeit halten, verbauen wir uns die Möglichkeit, den einzigartigen Reichtum des einzelnen Augenblicks tatsächlich wahrzunehmen.
Genauso wenig wie das Bild eines Objektes dem Objekt selbst entspricht, genauso wenig entspricht unser Wissen unserer Erfahrung, genau so wenig entsprechen unsere Vorstellungen und Konzepte von Dingen oder Personen den realen Gegebenheiten.
Ob im Kontakt mit uns selbst, mit anderen Menschen oder dem Leben generell - wir sind nur dann in der Lage, in unmittelbaren Kontakt mit dem zu treten, was ist, wenn wir den Modus des Spezialisten, dessen starre Routinen und eingefahrenen Wege bewusst verlassen und den offenen, unvoreingenommenen Standpunkt eines Anfängers einnehmen. Die Bereitschaft, den Dingen jedes Mal von Neuem zu begegnen, so als wäre es das erste Mal, mit unvorgeingenommener Neugier und Interesse, ermöglicht es uns, uns von den Erwartungen vergangener Erfahrungen frei zu machen und uns tatsächlich neuen Erfahrungen zu öffnen.