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Annehmen - was ist

Bevor Sie sich ändern können, müssen Sie sich erst einmal annehmen. Ein Problem, das sich stellt, anzunehmen, bedeutet, das Klima zu schaffen, in dem Heilung stattfinden kann. (Jon Kabat-Zinn, 2001).

Die Dinge so anzunehmen, wie sie sind, ist Voraussetzung für jeden Veränderungs- und Wachstumsprozess. Ohne Anerkennung gibt es keine Veränderung. Bevor sich etwas in unserem Leben zum Positiven hin verändern kann, geht es zunächst einmal darum, das anzunehmen, was da ist. Insbesondere geht es darum, alle Aspekte des eigenen Selbst so anzunehmen wie sie (im Moment gerade) sind. Vielen Menschen fällt es jedoch schwer, sich in all ihren Facetten anzunehmen und z.B. ihre Schwächen zu akzeptieren. Viele sind in einer Haltung verstrickt, die in etwa besagt: Erst wenn ich diese oder jene Eigenschaft abgelegt habe, kann ich mich akzeptieren. Und so ähnlich verfährt man dann auch mit anderen nahestehenden Menschen: Ich kann dich nur annehmen, wenn du anders bist.


Bei der Kultivierung einer Haltung von Annahme und Akzeptanz treffen wir also unweigerlich auf die Tendenz des Geistes, die Dinge anzustreben, die uns angenehm erscheinen und diejenigen abzulehnen, die sich unangenehm anfühlen. Unser Leben verläuft aber selten genau so, wie wir es gerne hätten und Menschen verhalten sich selten so, wie wir es uns vorstellen. Stattdessen kommen wir immer wieder mit Situationen und Erfahrungen in Kontakt, mit denen wir uns auseinandersetzen und irgendwie arrangieren müssen - mit quälenden Gedanken, schmerzhaften Gefühlen, körperlichen Schmerzen, mit dem schwierigen Verhalten anderer Menschen.


Indem wir Achtsamkeit praktizieren beginnen wir bei uns selbst: Wir entwickeln die innere Haltung der Akzeptanz indem wir versuchen, jeden Augenblick als vollständig und ganz zu sehen und ihn in dieser Ganzheit anzunehmen. Befinden wir uns z.B. in einem aufgewühlten, unruhigen Geisteszustand, besteht die Praxis darin, diesen Zustand wahrzunehmen, die Unruhe und das Aufgewühltsein, als solche zu benennen und uns dem zu öffnen, was dazu auftaucht. Wir setzen uns dabei nicht unter Druck, entspannt oder ruhig zu sein.


Tatsächlich ist es eher so, dass sich eine unangenehme Situation in der Regel noch verschlimmert, solange wir uns weigern, sie zu akzeptieren. Und umgekehrt ist es häufig so, dass eine heilende Veränderung paradoxerweise gerade dann eintritt oder wie von selbst geschieht, wenn wir nicht mehr zwanghaft versuchen, uns oder die Dinge und Menschen um uns herum, zu verändern. Oft wenden sich die Dinge zum Besseren wenn wir unsere Lebenssituation, unseren Entwicklungsstand, die unangenehmen Zustände, die wir erleben, als solche erst einmal annehmen. Wir sollten also genau hinschauen, wenn wir problematische Zustände oder schwierige Situationen ablehnen oder eine Auseinandersetzung damit vermeiden.


Oft wird Annehmen aber auch mit grenzenloser Akzeptanz verwechselt. Sich selbst oder eine Situation anzunehmen bedeutet aber keinesfalls, alles einfach fatalistisch hinnehmen zu müssen, alles gut zu finden, mit allem einverstanden zu sein oder gar Ungerechtigkeiten zu tolerieren. Mit Anerkennen ist weder das unnötig lange Ausharren in unheilsamen Situationen gemeint, noch das Verfallen in Passivität oder Resignation, noch das Festhalten an unerreichbaren Idealen oder das Beibehalten von schlechten Gewohnheiten. Anerkennen bedeutet nicht, dass wir uns nicht um Veränderung bemühen oder unseren destruktiven Gewohnheiten einfach freien Lauf lassen. Nach Jon Kabat-Zinn (2001) bedeutet Akzeptanz stattdessen:


[…] die Bereitschaft, Menschen und Geschehnisse möglichst unvoreingenommen, möglichst frei von eigenen Interpretationen zu betrachten. Ein klarer, von Ängsten und vorgefassten Meinungen ungetrübter Geist erkennt die wirklichen Anforderungen einer Situation ungleich besser und ist in der Lage, entsprechend zu handeln.





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